Während ich heute in meinem Internet blätterte, stieß ich auf eine Nachricht aus der medizinischen Forschung.
Nun ist "Forschung" im Bereich Medizin eher eine großzügige Bezeichnung für Rumprobieren und Tiere quälen, mit dem Ziel mehr und teurere Medikamente zu verkaufen, aber von Zeit zu Zeit findet ja auch das sprichwörtliche blinde Huhn mal ein Korn. Daher lese ich diese Meldungen immer mit großem Interesse, will man doch wissen ob man vielleicht was dazulernen kann oder ob doch nur festgestellt wird, dass ein Wissenschaftler dringend nach einem Sponsor für seine hochinteressante (sprich: überflüssige) und äußerst profitabel scheinende (sobald der Markt für Schwachsinn durch die Decke geht) Forschung sucht.
Heute musste man mal wieder genau hinsehen. Ein amerikanischer Biologe glaubt den Gesetzmäßigkeiten zur Bildung sogenannter Sekundärtumore auf der Spur zu sein. Ohne Zweifel ein großes Problem für betroffene Krebskranke und deren behandelnde Ärzte. Der Mann glaubt herausgefunden zu haben, dass die metastasenbildenden Krebszellen wesentlich weniger raffiniert vorgehen als bisher angenommen und nur bestimmte genetische "Programme" aktivieren, die in der gesunden Zelle nur im embryonalen Zustand zum Einsatz kommen. Bis dahin klingt das alles interessant und plausibel (das ne einzelne Zelle, kanzerös oder nicht, intelligent sein soll erscheint mir zumindest weniger einleuchtend). Auch die Aussagen des Forschers selber hinterlassen zunächst einen sehr guten Eindruck, da er nicht von Tatsachen spricht, sondern von Wahrscheinlichkeiten und Annahmen.
Abschließend erklärt der Mann, dass aus seiner Forschung wohl nicht DAS Heilmittel entstehen wird, sondern viele Präparate, die gezielt auf Einzelfälle angewandt werden müssen. Dass noch ein langer Kampf bevorstehe indem durchaus mit spektakulären Siegen zu rechnen sei, wodurch "bestimmte Krebsarten [...] dadurch von einer lebensbedrohlichen zu einer chronischen Krankheit" würden. An dieser Stelle überkam mich dann doch ein leichtes Unbehagen. Weniger wegen der Kriegsrethorik als wegen des Inhalts: Wenn die Krankheit chronisch ist bedeutet das natürlich für den Kranken ein Abo auf Medikamente und Behandlung. Zum anderen: Wenn ständige Behandlung nötig ist, dann ist die Krankheit doch wohl weiter lebensbedrohend, sonst wäre die Behandlung ja nicht mehr nötig.
Generiert man durch so ein System nicht effektiv Junkies? Wenn man bedenkt, dass einzelne Pharmaunternehmen mit einem einzigen Präparat gigantische Gewinne erzielen können, kann man sich vorstellen welche Marktmacht von einem solchen Abhängigkeitsverhältnis abzuleiten wäre. Kauf oder stirb! Der Traum jedes Kapitalisten. Ob dieser Biologe weiß, dass es so kommen könnte? Ob er zu der Aussage gedrängt wurde? Schwer zu sagen, aber der Mann machte einen intelligenten Eindruck - schwer zu glauben, dass es ihm noch nie in den Sinn kam.
Es ist dennoch eine wichtige Entdeckung und wir müssen wohl abwarten was daraus wird. Und während ich mir Gedanken darüber mache warum ich eigentlich Bedenken haben muss, dass sich Mediziner und Pharmkonzerne mehr für ihr eigens als mein Wohl interessieren, komme ich nicht umhin mich zu wundern wie seltsam die Welt doch ist.