Verpackungen müssen sein. Das ist eine einfache Wahrheit, darüber muss man nicht erst nachdenken, wenn man versucht, eine Portion Hering in Tomatensoße in der hohlen Hand zu transportieren. Daraus aber zu schlussfolgern, über Verpackungen müsse man gar nicht nachdenken, ist krank. Vorzugsweise an sich kreative, jüngere Menschen, die u. a. ein paar Vorlesungen in Psychologie besucht haben, werden von dieser Krankheit befallen. Sie nennen sich Verpackungsdesigner und leiten für sich daraus das Recht ab, andere Menschen zu quälen, zu lügen und zu betrügen.
Das fängt schon an bei den Bildern auf Verpackungen, - bleiben wir bei der eingangs erwähnten Portion Hering in Tomate - die einen Inhalt suggerieren, der so nicht gegeben ist. Deshalb steht auf den Verpackungen mit Essbarem in Frankreich auch wahrheitsgemäß "Suggestion" - bei uns heißt das "Serviervorschlag" und ignoriert völlig, dass der Inhalt im Leben nicht in der suggerierten Serviervorschlagsform aus der Dose zu kriegen ist. Vergleichsweise harmlos ist auch der Aufdruck auf Hundefutter, der "Besonders leckere Brocken" bewirbt. Man fragt sich zwar gelegentlich, wie ein Mensch befinden kann, was für einen Hund lecker ist, aber nun ja...
Auch relativ ehrlich die Aussage: "Wir haben die Verpackung für Sie verbessert". Das bedeutet zwar meist, dass ich im besten Fall gar keine Verbesserung wahrnehme (im schlechtesten laufe ich blind am Gesuchten vorbei, weil ich die "verbesserte Verpackung" nicht als mein Produkt erkenne.) Aber wenigstens hat man sich die Mühe gemacht zu erklären, warum das Produkt 10 Cent mehr kostet als vorher, obwohl weniger drin ist.
Erheblich impertinenter ist da die fast schon als Warnung zu verstehende Aussage: "NEU! Jetzt noch leichter zu öffnen!" Im Ernst, wann wäre die Verpackung jemals leicht zu öffnen gewesen? Und wenn ich Pech habe, behält die Aufschrift Recht und die Verpackung ist derart leicht zu öffnen, dass bei dem in diesem Fall völlig überdimensionierten Kraftaufwand meinerseits mir der halbe Inhalt zur Begrüßung ins Gesicht springt!
Der Gipfel der Demütigung aber besteht in einer netten Anmerkung auf Waschmittelkonzentrat-Nachfüllpackungen und lautet sinngemäß etwa so:
Liebe Kundin, du weißt ja, dass diese netten kleinen Dosierlöffelchen aus Plastik gemacht werden und Plastik aus Erdöl. Und weil Erdöl nun so schweineteuer ist und wir alle sparen und das Ozonloch flicken müssen, liegt nun nicht mehr jeder Packung Waschpulver so ein kleines nettes Dosierlöffelchen bei. Am Besten, du benutzt dein altes weiter. - Das hast du nicht mehr!? Sch...ade. Nun ja. Seis drum. Wir sagten ja nicht, dass es überhaupt keine kleinen Löffelchen mehr gibt. Vielleicht ist ja gerade in Deiner Packung, liebe Kundin, so ein nettes kleines Löffelchen? Das wäre dann natürlich ganz unten im Pulver, gell? Soviel können wir schon verraten. Es ist uns nämlich eigentlich streng verboten, den kleinsten Hinweis zu geben, in welchen Packungen nun so ein kleines Löffelchen ist und in welchen nicht. Sicher aber hast du deinen Spaß daran, mit deinen zarten Fingern im Waschpulver rumzuwühlen. Hat doch was von Schatzsuche und kribbelt so schön an der Nagelhaut. Ein kleines bisschen Pulver, so für zwei bis fünf Waschladungen, wird natürlich den Badezmmerboden versauen, aber wir haben ja extra 12,5 % mehr Inhalt reingetan. Und was sind schon verätzte Nagelhäute und ein versauter Badezimmerboden gegen ein kleines bisschen Schatzsucher-Feeling und ein geflicktes Ozonloch?
Ach, flickt euch doch, ihr Ozonlöcher.