Heute stieß ich beim Blättern im Internet erneut auf diese Meldung, die ich schon einmal gelesen, aber wieder vergessen hatte. In diesem Bericht geht es darum, dass ein Vertreter der US-Regierung bei einer Anhörung vor einem britischen Berufungsgericht das Recht der Vereinigten Staaten auf die Entführung ausländischer Staatsbürger auch außerhalb der USA betont hat, um diese dortselbst vor Gericht stellen zu können.
Hierbei berief er sich auf ein Gesetz, das seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts in Kraft sei. Nun werden sich die meisten kaum an diese Zeit erinnern können, daher nochmal kurz zur Erinnernung: Zu der Zeit war man in den Staaten grade eifrig dabei Cowboy und Indianer zu spielen, wobei erstere an letzteren gezielt Völkermord begingen. Sprich: Zivilisation in all ihrer Pracht wurde zur Schau gestellt.
Da ist es natürlich naheliegend, dass in Zeiten der Globalisierung das Spiel auf die ganze Welt ausgedehnt wird und man mit rauchenden Colts in befreundete Staaten einfällt um dort Steuerflüchtlinge oder Urheberrechtsverletzer zu jagen. Um das ganz klar zu stellen: Es handelt sich hier keineswegs nur um eine theorethische Option. Unter dem Schutz (Vorwand) dieses Gesetzes wurde bereits mehrfach gehandelt und zwar auch in Staaten mit denen die USA gültige Auslieferungsabkommen haben.
Und um auch dies zu erwähnen: Das Gesetz ist vielen Amerikanern selbst peinlich und sollte nach deren Ansicht abgeschafft werden. Dennoch scheint der aktuellen US-Regierung kein Grund nichtig genug zu sein um auch (im Falle Großbritanniens besonders enge) Verbündete vor den Kopf zu stoßen und den Ruf des eigenen Landes weiter zu schädigen. Ist doch ironisch, dass ein knallharter Oligarch wie Putin im Vergleich zu Bush mittlerweile wie ein lupenreiner Demokrat wirkt.
Ein anderer Punkt ist aber der: Wenn nun ein Mensch befürchten muss unter Anwendung dieses Gesetzes gekidnapped zu werden. Und wenn dieser Mensch weiterhin weiß, dass in den USA prinzipiell die Todesstrafe nicht abgeschafft ist (unabhängig davon ob diese bei ihm überhaupt zum Tragen käme), was würde mit dieser Person oder den eventuell engagierten Personenschützern passieren wenn sie bei einem Entführungsversuch die mutmaßlichen Entführer töten? Die Entführer würden sich zwangsläufig des Menschenraubes strafbar machen (im betreffenden Land hätten sie ja keine Autorität), was ein Kapitalverbrechen ist. Damit käme in jedem Fall Notwehr als Argument in Betracht.
Um den Gedanken aber noch weiter zu spinnen: In der Annahme, dass die mutmaßlichen Entführer keine rückverfolgbaren Erkennungszeichen mit sich tragen würden, wie kann dann bewiesen werden, dass der tote Amerikaner (bzw. die toten Amerikaner) neben dem Geschäftsmann diesen wirklich entführen wollte(n)?
Man kann also durchaus sagen: So soll eine Rechtsauffassung sein - Unsicherheit schaffen und Menschenrechte misachten, sowie Verbündete brüskieren. Da sag doch noch einer die Welt wäre gar nicht so seltsam.